Wie Frauen erfolgreich werden ohne die Gefühle von Männern zu verletzen

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"Selbst Frauen tragen toxische Vorstellungen über das Frausein"

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Asset-Herausgeber

14.01.2022
Josephin Hartmann
18881

“Wie du erfolgreich wirst, ohne die Gefühle von Männern zu verletzen” ist der Titel des 2021 in Deutschland erschienenen Buchs der US-amerikanischen Schriftstellerin Sarah Cooper. Mit scharfem Blick und viel Humor blickt sie auf die Nachteile für Frauen in einer maskulinen Arbeitswelt. Als bekennender Feminist nimmt sich Philipp Merlin Scharff dieses Themas an und publiziert das Buch in deutscher Sprache. Im Interview spricht er über Männergefühle, feministische Vorlieben und die Rolle der Frau in der Arbeitswelt.

Philipp Merlin Scharff ist Gründer des Mentor Verlags.

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​​​​Du bist der Verleger des Buchs „Wie du erfolgreich wirst, ohne die Gefühle von Männern zu verletzen“, das von Sarah Cooper verfasst und 2021 in Deutschland veröffentlicht wurde. Was hat dich dazu bewegt, ein Frauenthema aufzugreifen?

Eigentlich sollte dieses Buch mehr von Männern gelesen werden und weniger von Frauen. Doch leider kaufen Männer das Buch nicht. Männer haben meistens gar keine Ahnung, mit welchen Vorurteilen Frauen im (Arbeits-)Alltag zu kämpfen haben, Frauen in der Regel schon. Daher ist es ein gutes Zeichen, dass dieses Buch von zwei Männern verlegt wurde.  

 

 

 

 

Um etwas mehr in die Tiefe zu gehen: Als Niclas und ich den Mentor Verlag gegründet haben, haben wir uns selbst gefragt, in welchen Bereichen der Gesellschaft wir gerne mitwirken würden, und da steht Feminismus – neben Alltagsrassismus und Kinderbildung – einfach ganz weit oben auf der Liste. Wir halten dabei nach Büchern Ausschau, die diese Themen abdecken und auf eine moderne, scherzhafte oder gefühlvolle Art und Weise vermitteln.

Doch der Hauptgrund, warum wir dieses Buch verlegt haben, ist, dass es einfach begeistert. Sarah Cooper hat eine sehr scharfe Beobachtungsgabe und kann gleichzeitig Situationen extrem humorvoll wiedergeben. Das sind Eigenschaften, die man ganz selten in einer Person findet. In schnell erfassbaren Grafiken schafft sie es, komplexe Probleme in der Arbeitswelt zwischen Männern und Frauen auf den Punkt genau gegenüberzustellen, ohne dabei den Zeigefinger zu erheben, sondern einfach schmerzhaft humorvoll zu sein.

Selbst bezeichnest du dich als bekennender Feminist. Was hat dich dazu gebracht? Gab es einen Wendepunkt?

Ja, diese Rolle passt zu mir. Ich glaube, dass in der Welt, in der wir leben, und die leider sehr aggressiv, kapitalistisch und materialistisch ist, es uns guttun würde,  weiblichere, emotionalere und weichere Perspektiven zu bekommen. Dabei geht es mir nicht darum, dass alle Führungspositionen von Frauen besetzt werden, sondern es geht um Gleichberechtigung aller Menschen. Ich wünsche mir, dass alle Gruppen in dieser Gesellschaft gehört werden, und dass die Gesellschaft auch von allen profitiert. Wenn wir mehr aufeinander achten, bewältigen wir die Herausforderungen der Zukunft, wie die Pandemie oder den Klimawandel. Wir leben in einer männlich geprägten Gesellschaft, immer mit dem Kopf durch die Wand und auf unser eigenes Wohl bedacht. So kann es nicht weitergehen.

Was möchte Sarah Cooper den Frauen mit ihrem Buch mitgeben?

Sie sagt zum Schluss: “Ihr Lieben, dieses Buch ist natürlich reine Satire. Ihr könnt nicht erfolgreich werden, ohne die Gefühle von Männern zu verletzen. Von daher versucht es gar nicht. Seid laut, versteckt euch nicht, macht euer Ding! Ihr habt euch überhaupt nicht zurückzuhalten, sondern ihr habt an euren Erfolg und nicht an die Männergefühle zu denken”. Genau das trifft es auf den Punkt.

Was ist deine Lieblingsstelle im Buch?  

Die Grafik, die für mich alles am besten auf den Punkt bringt, ist die, wo links der Mann sitzt und rechts die Frau und beide treffen die gleiche Aussage: “Ich habe vier Kinder”. Unter dem Mann steht als Kommentar: “Er braucht eine Beförderung, damit er sich um seine Familie kümmern kann”. Bei der Frau steht: “Kann nicht befördert werden, muss sich um ihre Familie kümmern”. Es tut so weh, das zu lesen, und gleichzeitig ist es so wahr. Wenn man sich das durchliest, muss man lachen und dann aber meistens irgendwann wieder weinen, weil einem bewusst wird, dass es kein Witz ist, sondern Realität. Dieses Bild zeigt alles, was in unserer Gesellschaft zwischen Mann und Frau schiefläuft.  

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Was verletzt Männer am meisten?

Immer wenn Frauen versuchen, das Gleiche zu beanspruchen, was Männer ganz automatisch beanspruchen, dann ist das schon gefährlich. Wenn Männer sich bedroht fühlen, erfahren Frauen Gegenwind. Das kann passieren, wenn irgendetwas aus dem von ihnen erlernten Rollenbild aus der Reihe tanzt.  Wenn eine Frau auf einmal Dinge tut, die sie sonst nur von Männern kennen, wie zum Beispiel eine harte Ansage zu machen oder ein klares “Nein” zu sagen.

Glaubst du, wir leben heutzutage noch in einer maskulinen Arbeitswelt? Wenn ja, was bedeutet das für Frauen?

Ja, wir leben in einer maskulinen Arbeitswelt. Das hat damit zu tun, dass unsere Arbeitswelt von Männern und für Männer gebaut ist. Das muss nicht einmal aktiv passiert sein, sondern geschieht einfach. Bis vor kurzem war es Frauen nicht einmal gestattet zu wählen, Auto zu fahren oder arbeiten zu gehen. All diese Dinge haben Männer praktiziert. Es ist ja nicht nur die Arbeitswelt männlich, sondern auch ihre Produkte. Ob Autos oder Telefone – viele Dinge sind für Männer hergestellt. Es wird sich erst etwas ändern, wenn in ausreichend vielen Führungspositionen auch Frauen eine Rolle spielen und Frauen auch mehr Macht ausüben. Dann wird es mehr Entscheidungen, ob bewusst oder unbewusst, geben, die vorteilhaft für Frauen sind. Jedoch wird das noch lange dauern. Wir müssen als Gesellschaft zunächst Jahrhunderte von Traditionen aufarbeiten. Frauen und Männer sind durch die Gesellschaft konditioniert, in der wir aufgewachsen sind. Dadurch bedingt tragen Frauen viele toxische Vorstellungen darüber, was oder wie Frauen sein sollen, weil sie dieses Bild die ganze Zeit vermittelt bekommen. Daher ist es nur die halbe Wahrheit zu sagen, Frauen sind ihres eigenen Glückes Schmied und haben ihren Erfolg ganz allein in der Hand.

Was sind aus deiner Sicht die größten Hürden für Frauen, um beruflich erfolgreich zu sein?

Leider denken viele in unserer Gesellschaft noch immer, dass zum Beispiel junge, frisch verheiratete Frauen schnell Kinder bekommen und für die Firma nicht mehr verfügbar sind. So ist es für sie schwieriger, bestimmte Positionen oder Projekte zu erhalten. Es sollte genau umgekehrt sein. Die Gesellschaft braucht Nachwuchs und Frauen, die Kinder gebären und versorgen. Daher sollten sie in diesem Moment als Heldinnen auch finanziell besser entlohnt werden und nach ihrer Rückkehr eine höhere Position im Unternehmen bekommen. Firmen sollten daher mit Geld vom Staat überschüttet werden, wenn sie jemanden einstellen, der demnächst schwanger wird oder gerade schwanger ist.

Was Frauen für beruflichen Erfolg ebenso im Weg steht, ist, dass zu viele Führungspositionen von Männern besetzt sind. Man(n) stellt sich selber gern noch mal neu an und sucht im Bewerbungsprozess Personen aus, die sympathisch wirken und zu uns passen. Deswegen stellen Männer lieber Männer an und Frauen gern Frauen.  Somit reproduziert sich dieses Unverhältnis die ganze Zeit weiter und erschwert die Karrieren von Frauen.

Wenn du auf deine Karriere zurückblickst: Was hat dir geholfen, dorthin zu kommen, wo du heute stehst?

Wir haben an der Eingangstür zum Verlag ein Plakat hängen. Darauf steht: Check your privileges. Darunter sind 10 Checkboxen, von denen ich jede einzelne abhaken kann: Bist du ein Mann? Bist du weiß? Haben deine beiden Eltern einen Bildungshintergrund? Bist du heterosexuell? Und so weiter. Bis vor ein paar Jahren war mir gar nicht bewusst, dass das alles Vorteile sind, um in diese Gesellschaft zu starten. Natürlich habe ich auch hart gearbeitet. Aber im Kontext dieses Buchs sollten wir uns alle bewusst werden, dass es unterschiedliche Voraussetzungen für Erfolg gibt.

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Philipp Merlin Scharff studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin. Er ist Gründer des Mentor Verlags und publizierte 2021 das Buch "Wie du erfolgreich wirst, ohne die Gefühle von Männern zu verletzen" der US-amerikanischen Schriftstellerin Sarah Cooper.

 

 

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