Krieg, Klimawandel, Virus: Was hilft gegen die Angst?
Krieg, Virus, Klimakrise: Die Welt scheint aus dem Krisenmodus nicht mehr rauszukommen. Wie könne wir mit all den schlechten Nachrichten und der Angst vor dem Unberechenbaren umgehen? 5 Tipps, die helfen, damit wir uns sicherer fühlen.
Angst ist ein Gefühl, das sich einstellt, wenn etwas unsicher wird. Unser Körpersystem reagiert dann quasi automatisch und unbewusst. Es schleicht sich etwas ein, das danach ruft geklärt zu werden. Dabei ist es nicht wichtig, ob es sich um einen Virus dreht, das Ende einer Partnerschaft oder um den Verlust des Arbeitsplatzes.
Matthias Könning, Lebenslagencoach und Familientherapeut, gibt Hinweise, die dabei helfen können, sich wieder sicherer zu fühlen.
1. Überprüfe die Informationen
In Gefahrensituationen werden Fakten oft angereichert durch Gerüchte, Übertreibungen, scheinbar machtvolles Mehrwissen oder Halbwissen. Darum ein Nachrichtenvergleich. Wer ist auch sonst zuverlässig in der Berichterstattung? Wem geht es eher um Verkauf von Infos durch das Schüren der Angst? Zuverlässige Informationen geben Sicherheit, selbst wenn die Nachrichten schlecht sind.
2. Vergleiche mit Ähnlichem
Wenn zum Beispiel ein Virus als große Bedrohung dargestellt wird, vergisst man schnell, dass viele Dinge im alltäglichen Leben ein gewisses Risiko mit sich bringen. Der Virus wirkt wie ein großes Gespenst, und als die einzige Gefahr, die existiert.
Zieht man einen Vergleich zur 'normalen' Grippe, zu Krebs, Verkehrsunfällen oder anderen tragischen Ereignissen, dann relativiert sich die Bedrohung schnell. Es wird klar, dass die Lage nicht so katastrophal ist, wie es der Blick auf die Medienberichte erscheinen lässt.
3. Mache das Thema kleiner
Wenn Angst auftaucht, kann diese gleich das ganze Gefühlssystem überfluten. Da ist dann nur noch das Virus. Nur noch die Angst. Überall sehen wir die Gefahr. Im Supermarkt die leeren Regale. Jemand hustet und schon wird eine große Panik ausgelöst.
Wenn du jedoch sagst: Ein Teil von mir hat gerade Angst oder 'etwas' in mir reagiert gerade ängstlich, dann ist nicht das komplette System blockiert. Diese Einsicht hilft, Angstgefühle besser in den Griff zu bekommen. Denn es gibt auch den Teil in uns, der noch funktioniert und nicht ängstlich ist.
4. Lebe deine Kontakte
Wenn die Angst auftaucht, dann führt das schnell dazu, dass ich mich verstecken möchte. Mich zurückziehe und von allem und allen isoliere um nicht angesteckt zu werden. Isolation ist aber nicht gut für die Psyche. Wir Menschen sind so gestrickt, dass wir Gefahren besser zusammen meistern können. Dafür muss ich mich aber entscheiden. Ich bin nicht allein, sondern ich habe Menschen an meiner Seite, die mich unterstützen und die umgekehrt auch für mich da sind.
Auch das Reden über Angst hilft dabei, wieder mehr Sicherheit zu bekommen. Das funktioniert auch am Telefon, via Skype oder WhatsApp.
5. Erinnere dich an Krisen
Wenn du auf dein Leben zurückblickst wird dir einfallen, dass du schon so viel geschafft hast. Wie viele Krankheiten hast du schon überwunden. Wie viele Konflikte hast du schon bewältigt. Aus wie vielen Angstsituationen bist du schon heil wieder herausgekommen. Du bist ein/e Meister:in in der Bewältigung von Angst. Indem du dich daran erinnerst wird auch diese Kraft wieder lebendig, die dir sagt, dass du auch diese Gefahrensituation überwinden wirst.
Matthias Könning ist Systemischer Supervisor und Familientherapeut (DGSF), ausgebildeter Konfliktklärungshelfer und Fachberater Lebenslagen-Coaching beim pme Familienservice.
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