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Führung & HR

Female Lifecycle Management: Strategien und Tipps

So etablieren Sie ein wirkungsvolles Female Lifecycle Management als Schlüssel zu Gesundheit und wirtschaftlichem Erfolg. 

Von der Pubertät bis zur Menopause: Das Leben von Frauen ist von stark veränderlichen hormonellen Gegebenheiten geprägt. In der Arbeitswelt sollen Frauen aber funktionieren wie Männer – obwohl ihre Körper hormonell ganz anders ticken. In Zeiten von zunehmendem Fachkräftemangel lohnt sich ein Fokus auf ein ganzheitliches Female Lifecycle Management mehr denn je. 

Das Leben von Frauen ist stark von hormonellen Schwankungen geprägt, die sich auch auf die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz auswirken können. In der Arbeitswelt jedoch wird (oft unbewusst) vorausgesetzt, dass Frauen in gleicher Weise wie Männer funktionieren – obwohl ihre Körper hormonell deutlich anders ticken und belastende Schwankungen durchmachen. 

Ihr Fachkräftepotenzial kann dem Arbeitsmarkt verloren gehen, wenn sie mit hormonell bedingten Beschwerden alleingelassen werden. Die gute Nachricht: Mit zyklus- und wechseljahressensiblen Arbeitsbedingungen können Organisationen nicht nur Gesundheit und Wohlbefinden der weiblichen Beschäftigten fördern, sondern auch deren Leistungsfähigkeit steigern und sie vermutlich sogar von einer Reduktion ihrer Arbeitszeit abhalten. Angesichts der wachsenden Fachkräftelücke liegt hier also ein wichtiges Handlungsfeld für Organisationen.

Mehr Innovation und Profit durch Diversity

Die Förderung von Frauen mit ihren geschlechtsspezifischen Bedürfnissen und Herausforderungen der jeweiligen Lebensphase ist eine unverzichtbare Investition im War for Talents, so etwa im Hinblick auf Diversity: Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey aus dem Jahr 2018 erzielen Unternehmen mit einer diversen Belegschaft mit einer 33 % höheren Wahrscheinlichkeit überdurchschnittliche Gewinne als Unternehmen mit homogeneren Teams. Einer Studie der Boston Consulting Group zufolge erzielten  Unternehmen mit überdurchschnittlicher Diversität 19 % höhere Umsätze durch Innovationen.

Diverse Teams tragen durch ihre größere Bandbreite an Perspektiven und Expertise nachweislich zu verschiedenen Aspekten des Unternehmenserfolgs bei:

  • Höhere Produktivität
  • Gesteigerte Innovationsfähigkeit und Kreativität
  • Verbesserte Entscheidungsfindung
  • Bessere Antizipation von Marktveränderungen
  •  Höhere Kundenzufriedenheit

"Zyklus- und wechseljahressensible Arbeitsbedingungen steigern die Arbeitgeberattraktivität und sind ein wesentliches Merkmal von Caring Companies." Beatrix von Rantzau, Referentin & Trainerin pme Akademie

Zyklusbedingte Herausforderungen: ein blinder Fleck in der Arbeitskultur

Warum meldet sich die 25-jährige Anna einmal im Monat krank? Warum wirkt Simone, 48 Jahre alt, seit einigen Wochen unkonzentriert und fahrig? Und warum hat die 35-jährige Kathrin neuerdings häufig Termine außerhalb des Büros? Was für Kolleg:innen und Führungskräfte wie mangelndes Engagement erscheinen mag, könnte auf gesundheitliche Herausforderungen hinweisen: zyklusbedingte Beschwerden, die beginnenden Wechseljahre oder Kinderwunschbehandlungen sind potenzielle Ursachen.

Doch warum sprechen Frauen selten über ihre Menstruation, Hormontherapien oder die Wechseljahre – und wenn, dann nur mit engen Vertrauten? Die Scheu, darüber zu reden, sitzt tief – gesellschaftlich und damit auch in der Arbeitswelt. In der Konsequenz fehlen oft Verständnis, Strategien und Strukturen, um diese realen Herausforderungen konstruktiv anzugehen.

Statt starke Beschwerden durch die Menstruation, Wechseljahre, Schwangerschaft oder Endometriose ernst zu nehmen und darauf einzugehen, wird darüber geschwiegen – sowohl von betroffenen Frauen als auch auf Seiten des Umfelds oder am Arbeitsplatz. Frauen sind mit ihren Beschwerden allein gelassen: Bei einer Grippe bleiben Beschäftigte zu Hause, bei Schlafstörungen, Hitzewallungen oder Gelenkschmerzen wird erwartet, dass Frauen genauso leistungsfähig sind wie Menschen ohne diese hormonverursachten Beschwerden. 

"Im Kontakt mit meinen Patientinnen wurde mir bewusst, wie schwer es medizinischen Laien oft fällt, echte Fachinformationen von Mythen und Internet-Panikmache zu unterscheiden." Dr. med. Konstantin Wagner, Facharzt für Gynäkologie und Geburtsmedizin

Beispiel: Tabuthema Wechseljahre

Wie sehr die Wechseljahre einer Frau in der Arbeitswelt tabuisiert werden, zeigt die Studie „Menosupport“, die die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin im Jahr 2023 unter 2119 Teilnehmerinnen durchführten. Ein zentrales Ergebnis: Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme beeinflussen die Karriereentscheidungen der Frauen und können dazu führen, dass sie Beförderungen ablehnen, Stunden reduzieren oder frühzeitig in Rente gehen. 

Einige Ergebnisse im Überblick:

  • 67,6 % der Befragten wünschen sich im Arbeitskontext eine offene Kommunikation zum Thema Wechseljahre 
  • 56,9 % wünschen sich in den Wechseljahren Unterstützungsangebote durch den Arbeitgeber
  • 24 % reduzieren wegen Wechseljahresbeschwerden ihre Stundenzahl
  • 19,4 % wollen auf Grund der Wechseljahre sogar früher in Rente gehen

Quelle: ifaf Institut für angewandte Forschung Berlin

Trendthema "HerHealth": Frauengesundheit im Fokus

Der Female Lifecycle wird von einer Vielzahl einschneidender Lebensphasen bestimmt, die jede Frau über ihre gesamte Erwerbszeit hinweg begleiten. Unsere Veranstaltungsreihe "HerHealth" nimmt diese Meilensteine in den Blick und bietet wichtige Gesundheitsimpulse zu den Themen PMS, Endometriose, Kinderwunsch, Schwangerschaft, Wechseljahre, Fasten sowie Sport und Zyklus. Wir beleuchten gesellschaftliche Themen wie den Gender Pay Gap und Mental Load und zeigen auf, warum sich eine lebensphasenorientierte Unterstützung für Frauen in Organisationen lohnt.

Veranstaltungsreihe HerHealth

Arbeitswelt orientiert sich an Männern

Die Arbeitswelt richtet sich an einem täglichen Rhythmus aus, der dem hormonellen Verlauf eines Mannes entspricht und stark vom Testosteronspiegel beeinflusst ist. Dieser schwankt täglich in einem 24-Stunden-Zyklus, mit einem Höhepunkt am Morgen und einem Abfall im Lauf des Tages. Der weibliche hormonelle Rhythmus (vor der Menopause) hingegen ist ein Monatszyklus. Die hormonelle Veränderung findet weniger stark täglich statt, sondern über einen Monat verteilt in den vier Phasen des Menstruationszyklus. Wenn die Wechseljahre einsetzen, kommt es zu einem kompletten Umschwung, mit dem sich die hormonellen Gegebenheiten über mehrere Jahre sehr stark verändern. 

"Female Lifecycle Management ist kein ‚Frauenthema‘, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe, die Männer genauso betrifft – als Vater, Partner, Kollege, Bruder oder Sohn." Giannina Schmelling, Ernährungstherapeutin (M.Sc) und Projektmanagerin BGM

Female Lifecycle Management: ein ganzheitlicher Ansatz für jede Lebensphase

Ein Bewusstsein zu schaffen und zu sensibilisieren sowie Frauen zu unterstützen und zu befähigen: Das sind zentrale Aspekte des Female Lifecycle Managements. Es gilt, Unterschiede anzuerkennen, die durch biologische, hormonelle und gesellschaftliche Faktoren bedingt sind, und gezielte Strategien zu entwickeln. Ziel ist es, ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis zu fördern, das alle Geschlechter und deren Bedürfnisse einbezieht.

Dies erfordert einen Fokus auf die spezifischen gesundheitlichen Anforderungen jeder Lebensphase: Bei jüngeren Frauen stehen Menstruation und PMS im Vordergrund, in der mittleren Lebensphase die Auseinandersetzung mit dem Kinderwunsch und eventueller Schwangerschaft und bei älteren Frauen die Wechseljahre mit ihren Begleiterscheinungen wie Schlafstörungen und Hitzewallungen. Übergreifend spielen Themen wie Endometriose, der Umgang mit hormonellen Veränderungen und strukturelle Herausforderungen, etwa Equal Pay und Selbstbewusstsein, eine Rolle.

 Best Practice-Beispiel Firma Tesco

Die britische Lebensmittelhandelskette Tesco hat die "Menopause Workplace Pledge" unterzeichnet und setzt verschiedene Maßnahmen um, um Mitarbeiterinnen in den Wechseljahren zu unterstützen, zum Beispiel mit virtuellen Menopausen-Cafés zum Erfahrungsaustausch und einem Informationsportal zum Thema Wechseljahre. 

Das A und O: offene Kommunikation gegen Tabus

Der wichtigste Hebel, um Stigmatisierung und Tabus aufzubrechen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der Frauen ihre körperliche und mentale Verfassung kommunizieren können, ist Offenheit. So wie Beschäftigte am Arbeitsplatz selbstverständlich über eine Erkältung sprechen können, sollen Frauen offen über Menstruationsprobleme, Beschwerden in den Wechseljahren oder ähnliches reden können. 

Auch wenn diese Themen für viele Organisationen und durchaus auch viele Frauen bis dato eher dem intimen privaten Bereich zugeordnet werden, kann eine offenere Kultur mit Unterstützungsangeboten große Entlastung bieten und nebenbei Potenziale für die Organisation freisetzen. Führungskräfte haben hier eine Vorbildfunktion.

Gesundheitsangebote für Frauen: wichtiger Baustein von Caring Companies

Für Arbeitgeber bieten sich vielfältige Möglichkeiten, Unterstützungsangebote rund um die Frauengesundheit zu etablieren. Diese Maßnahmen fördern nicht nur das Wohlbefinden der Beschäftigten, sondern tragen auch zu einer gesunden und produktiven Arbeitsumgebung bei. Dabei ist das Spektrum sehr breit – und schon unkomplizierte Angebote machen einen großen Unterschied!

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)

Frauenspezifische Gesundheitsthemen wie Zyklusgesundheit, hormonelle Veränderungen, Endometriose, unerfüllter Kinderwunsch oder Osteoporose-Prävention können z.B. in Form von Informationsveranstaltungen, Gruppencoachings oder Beratungsangeboten in das Betriebliche Gesundheitsmanagement integriert werden. Ebenfalls empfehlenswert ist Ernährungsberatung, denn die richtige Ernährung kann unter anderem PMS- und Wechseljahresbeschwerden lindern. In der Schwangerschaft und Stillzeit können Frauen unterstützt werden, sich trotz weniger Zeit und Energie gesund und ausgewogen zu ernähren.

Aufklärung, Sensibilisierung, Enttabuisierung

Hier bieten sich unter anderem Informationsveranstaltungen für Führungskräfte und Teams an, um mögliche Belastungen der Mitarbeiterinnen und Kolleginnen besser zu verstehen, Potenziale zu erkennen und im Sinne einer Enttabuisierung eine offene Unternehmenskultur zu schaffen, in der ohne Scham über Gesundheitsthemen gesprochen werden kann. Gleichzeitig gilt es sicherzustellen, dass frauenspezifische Gesundheitsthemen nicht zu Nachteilen in der Karriereentwicklung führen.

Entlastende Arbeitsbedingungen

Bei den Arbeitsbedingungen bietet sich Arbeitgebern ein breites Spektrum an Unterstützungsmöglichkeiten –  von organisatorischen Maßnahmen bis zu konkreten Hilfen, mit denen sich Beschwerden lindern und schwere Tage leichter überstehen lassen.

Dazu gehören:

  • Flexible Arbeitszeiten: Anpassung der Arbeitszeiten, um Beschwerden wie Menstruationsschmerzen oder Schlafprobleme besser bewältigen zu können
  • Homeoffice, also die Möglichkeit, an belastenden Tagen von zu Hause aus zu arbeiten
  • Ruheräume, in denen sich Beschäftigte bei Bedarf ausruhen können
  • Kostenlose Bereitstellung von Menstruationsprodukten und ggf. Medikamenten
  • Wärmflaschen oder Wärmekissen, warme Getränke
  • Unbürokratische Regelung zur Krankmeldung   

Tipp: Informieren Sie auf attraktive Weise über die Unterstützungsangebote, etwa mit Aushängen in den Fluren oder Toiletten. Das fördert auch das Bewusstsein für Themen zu Frauengesundheit und kann helfen, Tabus aufzulösen.

Psychosoziale Unterstützung

Zyklus- oder Wechseljahresbeschwerden äußern sich nicht nur körperlich, sie schlagen sich oft auch auf die Psyche nieder. Um Frauen ganzheitlich zu unterstützen, empfehlen sich unter anderem folgende Maßnahmen: 

  • Psychologische Beratung, z.B. durch Betriebspsychologen oder externe Dienstleister
  • Coaching und Mentoring speziell für Frauen zu gesundheitlichen Herausforderungen
  • Achtsamkeits- und Stressbewältigungsprogramme, z.B. Kurse zu Meditation, Yoga und Entspannungstechniken

Netzwerk- und Austauschmöglichkeiten

Mit Netzwerk- und Austauschmöglichkeiten bieten Sie Ihren Beschäftigten Räume für gegenseitige Unterstützung und Selbsthilfe in einem vertraulichen Rahmen. Frauen-Netzwerke oder Gesprächskreise zu spezifischen Themen wie hormonelle Gesundheit, Kinderwunsch oder Wechseljahre ermöglichen wertvollen Erfahrungsaustausch. 

Langfristige Strategien und Unternehmenskultur

Langfristig kommt es auf die Verankerung der Frauengesundheit in der Unternehmenspolitik an, beispielsweise durch Betriebsvereinbarungen. Dabei gilt es, Gesundheitsprogramme gendergerecht zu gestalten, um die unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern gleichermaßen zu berücksichtigen.

Female Lifecycle Management: Nutzen für alle Beteiligten 

Für Frauen

Das Wissen um den eigenen Körper und die verschiedenen Lebensphasen ermöglicht es Frauen, ihre Gesundheit aktiv zu managen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Es stärkt das Selbstbewusstsein und unterstützt Frauen, selbstbestimmt auf ihre körperlichen und seelischen Bedürfnisse einzugehen.

Für das Umfeld

Frauengesundheit betrifft nicht nur Frauen: Jeder Mann ist in einer Beziehung zu Frauen – sei es als Vater, Bruder, Partner, Sohn oder Kollege. Female Lifecycle Management ist damit ein gesellschaftliches Anliegen, das auch Männer einbezieht und Verständnis und Unterstützung fördert.

Für Organisationen

Organisationen, die die gesundheitlichen Bedürfnisse von Frauen berücksichtigen, profitieren mehrfach: Gesündere Mitarbeiterinnen sind motivierter und produktiver, haben weniger Fehlzeiten und bleiben länger in der Organisation. Female Lifecycle Management macht Organisationen zu attraktiveren Arbeitgebern und steigert die Effizienz. Auf die Gesundheit von Frauen zu achten ist daher auch wirtschaftlich sinnvoll.

Female Lifecycle Management ist mehr als ein gesundheitliches Konzept – es ist ein Schlüssel zu Empowerment und Erfolg. Es ermöglicht Frauen, sich selbstbestimmt und frei von Stigmatisierung um ihre Gesundheit zu kümmern und ihr Wohlbefinden zu stärken. Gleichzeitig bietet es Organisationen die Chance, aktiv an einer inklusiven und gesundheitsfördernden Gesellschaft mitzuwirken.

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