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Frau isst weinen Eis gegen Kummer
Body & Soul

Kummerspeck: wenn die Seele trauert

Unser Essverhalten ist oft eng mit unseren Emotionen verknüpft. Essen ist mehr als nur reine Nahrungsaufnahme: Es kann Trost spenden, Freude bereiten und sogar als Belohnung dienen. Dieser Bewältigungsmechanismus kann jedoch zu ungesunden Essgewohnheiten führen und den so genannten Kummerspeck begünstigen. Erfahren Sie hier, warum Essen ein so emotionales Thema für viele Menschen ist.

Was ist Kummerspeck?

Im Deutschen gibt es einen Begriff für zusätzliche Pfunde, die man sich infolge von Stress, Trauer und Verlust anisst: „Kummerspeck“ oder auch „Trauerspeck“.

Dieses Wort beschreibt allerdings auch auf prägnante Weise, wie tiefgreifende Gefühle uns dazu verleiten können, durch übermäßiges Essen Trost zu suchen.

Warum wir in Zeiten von Trauer und Kummer zu Essen greifen

Verlust, Trauer und Trauma sind Erfahrungen, die fast jeder Mensch irgendwann durchlebt. Wir trauern nicht nur, wenn geliebte Menschen oder Haustiere sterben, sondern auch bei weniger offensichtlichen Verlusten: dem Ende einer Lebensphase wie dem Ruhestand, wenn die Kinder das Haus verlassen oder wenn wir einen Job verlieren.

Manchmal trauern wir auch um verlorene Ideale, Lebensentwürfe oder Erwartungen, die sich nicht erfüllt haben.  Auch der Verlust einer Beziehung oder der Kontaktabbruch zu einem Familienmitglied kann diese tiefgreifenden Emotionen auslösen.

Diese Emotionen beeinflussen nicht nur unsere geistige Gesundheit, sondern auch unseren Körper und unser Essverhalten.

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Auch Stressessen ist eine Form des emotionalen Essens. Ernährungswissenschaflterin Bastienne Neumann hat vier Bewältigunsstrategien.

Wie fühlt sich Trauer an?

Wie alle Emotionen, sind auch Trauer, Verlust und Trauma im Körper spürbar:

  • Trauer kann sich wie ein Schweregefühl im Körper anfühlen. Sie erleben sich vielleicht lethargisch und müde und haben das Empfinden, als ob etwas tief in Ihrem Magen sitzt. Oder Sie haben sogar unerklärliche Schmerzen und Beschwerden.
  • Verlust ruft oft das Gefühl von Leere oder einem "Loch" in Ihrer Körpermitte hervor.
  • Trauma kann sich wie unerwartete Angst oder Furcht anfühlen. Vielleicht haben Sie sogar den Wunsch, zu rennen und sich zu verstecken, oder ein körperliches Gefühl, gefangen zu sein. Sie erschrecken leicht und „springen“ regelrecht aus Ihrer Haut, wenn beispielsweise das Telefon klingelt.

Emotionale Bindung zum Essen

Negative Emotionen können die Art und Weise verändern, wie wir über Essen denken. Zum Beispiel:

  • Sie stellen fest, dass Sie zu bestimmten Zeiten überessen wollen, beispielsweise bei bedeutungsvollen Aufgaben.
  • Wenn Sie etwas verloren haben, essen Sie vielleicht, weil sich der Verlust anfühlt wie "etwas wollen". Essen ist ein Versuch, die "Leere zu füllen". Die Portugiesen haben ein Wort dafür: saudade, was in etwa übersetzt heißt: "ein vages und ständiges Verlangen nach etwas, das nicht existiert und wahrscheinlich auch nicht existieren kann".
  • Viele Menschen nutzen Essen, um mit der Angst vor dem Trauma umzugehen, oder mit dem potenziellen Trauma erneut umgehen zu müssen. Tief im Inneren haben Menschen vielleicht das Gefühl, dass dick zu bleiben bedeutet, sicher zu bleiben – und sich in einen schlanken, gesunden Körper zu verwandeln ist beängstigend.

Fazit

  • Schmerzhafte Gedanken und Emotionen haben körperliche "Signaturen".
  • Schwierige Emotionen können sich wie Hunger oder Leere anfühlen, die gefüllt werden muss.
  • Wir könnten Essen dazu benutzen, um mit diesem Schmerz umzugehen und uns davon abzulenken.

 Wie Sie Trauer bewältigen und Kummerspeck loswerden

  1. Achtsamkeit entwickeln: Achten Sie bewusst auf Ihre Essgewohnheiten und fragen Sie sich, ob Sie aus echtem Hunger oder emotionalem Stress essen. Ein regelmäßiger Mind-Body-Scan (bspw. mit der Mindance App) kann helfen, emotionale Auslöser für Ihr Essverhalten zu erkennen.
  2. Alternativen zum Essen finden: Erstellen Sie eine Liste von Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten und Sie beruhigen, beispielsweise ein heißes Bad nehmen, einen Spaziergang im Wald machen oder sich kreativ betätigen.
  3. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Wenn Sie Schwierigkeiten haben, mit emotionalem Essen umzugehen, scheuen Sie sich nicht, Unterstützung von einem Therapeuten oder Ernährungsberater zu suchen.
  4. Schmerz und Emotionen anerkennen: Emotionale Schmerzen haben körperliche Auswirkungen, die oft mit Hunger verwechselt werden. Erkennen Sie, dass Ihr Schmerz real ist und genauso wie körperliche Verletzungen Heilung erfordert.
  5. Loslassen lernen: Üben Sie, kleine Dinge loszulassen – sei es ein negativer Gedanke, eine ungesunde Gewohnheit oder eine Selbstkritik. Dies wird Ihnen helfen, sich von den emotionalen Fesseln zu befreien, die Sie zum emotionalen Essen treiben.
  6. Emotionaler Schmerz hat körperliche Symptome: Trauer, Verlust und Trauma verändern Ihr Körpergefühl, Ihren Appetit und Ihre Beziehung zum Essen. Es ist leicht, diese Gefühle mit Hunger zu verwechseln.
  7. Es ist real: Alle Gefühle von Trauer und Verlust sind gültig, egal ob Sie mit dem Verlust Ihres Jobs, einer Scheidung oder nur mit den kleinen Traumata des Lebens zu tun haben.
  8. Sie sind nicht schlecht, kaputt, schwach oder verrückt: Sie sind normal und menschlich. Bitten Sie um Hilfe, wenn Sie sie brauchen. Je mehr Unterstützung Sie haben, desto besser.

Übung: Loslassen mit Absicht

Die Angst vor Trauer und Verlust hindert uns auch daran, loszulassen. Wir denken vielleicht: "Ich brauche Essen X oder Verhalten Y, denn sonst ...".

Üben Sie in den nächsten Tagen, etwas Kleines loszulassen:

  • einen Gedanken
  • eine Selbstkritik
  • eine Idee oder ein Bild von dem, was Sie tun "sollten"
  • eine vertraute tägliche Handlung
  • eine Sache
  • ein Nahrungsmittel
  • eine Trainingsgewohnheit

Benutzen Sie einen Mind-Body-Scan, um zu beobachten, was passiert. Stimmen Sie sich auf die negativen und positiven Gefühle ein. Wenn Sie die erste Herausforderung überwunden haben, fühlt sich das Loslassen oft sehr gut an.

Text: Fjodor Kendzierski, Redaktion: Christin Müller

Gruppencoaching: Emotionales Essen - wenn Nahrung nicht satt macht

Fühlen Sie schon oder essen Sie noch? Erfahren Sie, wie Emotionen und Essverhalten zusammenhängen und wie Sie lernen, besser auf Ihren Körper zu hören.

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3 Termine im Zeitraum 12. November bis 26. November (Veranstaltungsort: virtuell)

Wir bieten darüber hinaus regelmäßig verschiedene Vorträge und Gruppencoachings zum Thema "Emotionales Essen", die Sie regelmäßig unserer Veranstaltungsdatenbank entnehmen können.

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